E-Tandem und Mobilitätskonzept
Mehr als nur Sprachen lernen
Die Wirtschaftsschule KV Zürich bietet ihren Lernenden diverse Möglichkeiten, mit Fremdsprachen in direkten Kontakt zu kommen. Zum Beispiel mit dem ETandem oder mit Sprachaufenthalten. Diese werden mit einem neuen Konzept systematisch gefördert.
(Text: Jacqueline Olivier, Redaktion Schulblatt)
Leonita chattet mit Thomas, Helen mit Rabia. Die beiden jungen Frauen sitzen in Zürich, ihre Gesprächspartner in Lausanne. Über «Teams» pflegen die beiden Lernenden der Wirtschaftsschule KV Zürich einmal im Monat online einen Austausch über die Sprachgrenze hinweg mit Schülerinnen und Schülern der École Professionnelle Commerciale (EPCL) in Lausanne. «ETandem» nennt sich dieses Programm für Schulen der Sekundarstufe II. Es wird von der kantonalen Fachstelle Austausch und Mobilität angeboten und befindet sich zurzeit in der Pilotphase.
Helen Neupert und Leonita Memaj haben im August 2023 ihre kaufmännische Ausbildung begonnen und sind in der gleichen Klasse. Dass sie am ETandem teilnehmen können, ist nicht selbstverständlich, wie Muriel Hemmi erklärt, die als Fachspezialistin Berufliche Grundbildung bei der kantonalen Fachstelle tätig ist und an der Schule Französisch unterrichtet. Man sei in diesem Schuljahr mit je zwei Klassen in Zürich und Lausanne in das Projekt gestartet, fährt sie fort. Zum einen, weil das «Mengengerüst» etwas schwierig sei. «An unserer Schule führen wir momentan 36 Klassen im ersten Lehr jahr, in unserem Partnerkanton Waadt gibt es viel weniger Lernende.» Zum anderen ist seit Beginn dieses Schuljahrs die Umsetzung der jüngsten Ausbildungsreform «KV 2023» in Gang, da habe man nicht noch zu viel draufpacken wollen.
Zweisprachige Meetings
Nicht ganz einfach war es zudem, ein gemeinsames Zeitfenster für die jeweils einstündigen virtuellen Treffen zu finden. Die Lernenden in Zürich besuchen die Schule montags und dienstags, jene in Lausanne donnerstags und freitags. Deshalb findet der Austausch nun jeweils an einem Mittwoch statt, die Lehrbetriebe stellen dafür die Zeit und einen Raum zur Verfügung. Die 16jährige Helen Neupert, die ihre praktische Ausbildung beim Taschenfabrikanten Freitag macht, findet das ETandem «cool». Im Moment gehe es noch um das gegenseitige Kennenlernen. Vor dem Bildschirm stellen sich die Lernenden hüben und drüben der Sprachgrenze gegenseitig Fragen zu ihrer Person und ihrem Alltag. Darauf bereiten sie sich mithilfe von Aufträgen und entsprechenden Arbeitsblättern vor. Die Meetings verlaufen zweisprachig. «Wir fragen auf Französisch, die anderen antworten auf Deutsch, und umgekehrt», erklärt die 17jährige Leonita Memaj, die bei der Drogerie Müller lernt. Wenn man sich mal gar nicht verstehe, ergänzt ihre Kollegin, weiche man ausnahmsweise auf Englisch aus – «das sollte aber möglichst vermieden werden».
Englisch, sind sich die beiden jungen Frauen einig, liege ihnen näher. Im Frannzösischen fühlen sie sich hingegen nicht wirklich zu Hause. Doch im Zuge der Ausbildungsreform sind neu für alle Lernenden zwei Fremdsprachen obligatorisch (siehe Kasten), wobei Französisch als zweite Fremdsprache im Wahlpflichtbereich mit zwei unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden angeboten wird. Die zwei jungen Frauen haben sich für das weniger anspruchsvolle Niveau B entschieden und setzen zur Verbesserung ihrer Französischkenntnisse momentan auf Nachhilfeunterricht. Dank des ETandems können sie nun das Gelernte praktisch anwenden und mehr Sicherheit gewinnen. Gegen Ende des Schuljahrs, erzählen sie, werde ihre Klasse nach Lausanne reisen, um die welschen Partnerinnen und Partner persönlich kennenzulernen. Zu einem späteren Zeitpunkt kämen diese dann auch nach Zürich.
Informationen sammeln
Profitieren zurzeit erst wenige Lernende vom E-Tandem, sorgt das neue hauseigene Mobilitätskonzept der Wirtschaftsschule KV Zürich dafür, dass sich alle ab dem ersten Lehrjahr mit dem Thema Mobilität auseinandersetzen mit dem Ziel, je einen Sprachaufenthalt in einem französisch- und einem englischsprachigen Gebiet zu planen. Marianne Kolb, Französischlehrerin und Prorektorin der Abteilung EFZ, und die Englischlehrerin und stellvertretende Abteilungsleiterin Katrin Meier Leu sind die geistigen Mütter des Konzepts. Erstellt haben sie es in regem Austausch mit der kantonalen Fachstelle, die es nun auch auf ihrer Website präsentiert.
Das Konzept, das seit diesem Schuljahr zur Anwendung kommt, umfasst verschiedene Stationen. Den Anfang macht der Marktplatz Mobilität, der nach den Herbstferien für Lernende im ersten Lehrjahr auf dem Programm steht. Hier präsentieren die unterschiedlichsten Organisationen, die im Bereich Mobilität tätig sind, ihre Angebote. Die Jugendlichen können sich umsehen, sich informieren, Fragen stellen. Danach folgen bis zu den Sportferien verschiedene Themenwochen unter dem Titel «interkulturelle Begegnungen», in denen diverse Veranstaltungen zum Thema stattfinden. Ab Dezember kommen die «KVibes» dazu, in deren Rahmen sich die Lernenden im Sinne des selbstorganisierten, interdisziplinären Lernens mit ihren eigenen Mobilitätsprojekten beschäftigen. Für deren Realisierung stehen ihnen dann je eine zusätzliche Woche vor den Frühlingsferien des ersten und nach den Herbstferien des zweiten Lehrjahrs zur Verfügung.
Sprachen und Mobilität an der Wirtschaftsschule KV Zürich |